Samstag, 15. Oktober 2011

Nikon Days of Photography 2011

Vergangenen Samstag machten die „Nikon Days of Photography 2011“ in Wien Station. Trotz regnerischem Wetter kamen etliche Neugierige ins EMS Depot im dritten Bezirk, um sich die aktuelle Produktpalette an Nikon-Kameras anzusehen. 
Besonders bei der neuen Nikon 1 gab man sich Mühe, sie gut zu präsentieren. Ganz gelungen ist dies meiner Meinung nach nicht.  Zwar gab es genügend Exemplare, doch dazu, Speicherkarten einzusetzen, reichte es offenbar nicht mehr, wodurch die Promotoren hauptsächlich damit beschäftigt waren bei diversen Kameras ständig den internen Speicher wieder frei zu bekommen, sofern die Modelle überhaupt über einen verfügten.
Vielleicht war es den „Beratern“ auch ganz recht, denn auf diese Weise mussten sie nicht ständig Fragen beantworten, mit denen sie zu einem Gutteil überfordert waren.

Das hat mich eigentlich am meisten gestört. Sobald man zu einer Kamera griff, kam schon die Frage "Kann ich helfen?" und nach kurzem Gespräch stellte sich heraus, die Betreuer wollen zwar helfen, konnten es aber tatsächlich nicht. Schnell hörte man heraus, worauf sie gebrieft wurden. Außer mit Schlagwörtern jede Kamera schön zu reden, hatten sie von Fotografie keine Ahnung, was ich mir ehrlich gesagt bei einem reinen Fotografie-Event schon erwarte. Es ist ja nicht so, dass bei dieser Veranstaltung Gelegenheitsknipser auftauchen, denen man erklären muss, was ein Autofokus ist. Dies war jedoch schon eine der anspruchsvollsten Auskünfte, die die meisten der "Berater" geben konnten.


 Spartanische Kulisse im EMS Depot


Zum Beispiel fragte ich, wie man bei der Nikon 1 eine Belichtungsreihe einstellt. Die erste Beraterin weiß nicht was eine Belichtungsreihe ist. Sie fragt die zweite. Die weiß es zwar auch nicht, dafür weiß sie wen sie fragen muss. Am anderen Pult steht einer, der sich "ursuper" auskennt, und tatsächlich: Er weiß was eine Belichtungsreihe ist. Nur bei der Nikon 1, hm, da könne er sie nicht einstellen. Freundlicherweise spielt er sich aber minutenlang mit den Menüs herum, um dann doch noch einen vierten Experten hinzuzuziehen. Dieser schließlich kann mir die Frage sofort beantworten: “Belichtungsreihe gibts bei der Nikon 1 keine.“ Punkt.
 Ich merke an, dass das für eine "Fortschrittliche Wechselobjektivkamera", wie sie präsentiert wird, doch recht schwach sei. "Immerhin", vertröstete er mich, "könnte es sein, dass mit einem späteren Upgrade übers Internet diese Funktion womöglich in Zukunft zur Verfügung stehen wird". 
Zwischenzeitlich erklärt die junge Dame an die ich mich als erstes gewandt hatte, einer Besucherin, dass die Nikon 1 die ideale Zweitkamera für Spiegelreflexbesitzer wäre, die etwas Kompaktes suchen. 
Dass ich diesen Rat für eine Fehlinformation halte, hab ich allerdings für mich behalten und es vorgezogen mir einen der vier Vorträge an diesem Nachmittag zu Gemüte zu führen.

David Tejada mit dem Thema „Small Strobes – Big Results“

Ich hab mir wohl etwas Falsches erhofft. Dachte ich doch, der Fotograf gäbe Tipps, wie man mit kleinem Beleuchtungsequipment tolle Fotos schießt. Es war dann eher eine zügig vorgetragene Slideshow, mit der regelmäßigen Feststellung, dass man tolle Ergebnisse erzielt. Dennoch recht beeindruckt, ging ich nach Ende des Vortrages zurück in die Schauhalle.

An einem Tisch werden die Einsteiger-SLRs anhand von kleinen Tafeln mit jeweils drei Features charakterisiert. Bei einer steht als Punkt fettgedruckt HDR. Ich schau sie mir genauer an, finde aber partout nicht den HDR-Modus oder –effekt. Was tut man da also?
Ich frage eine freundliche Promotorin, die mich ohnehin schon gefragt hat, mit welcher Kamera ich fotografiere. (Die Antwort sagte ihr offensichtlich nichts) Sie sieht sich die Kamera rundum an, und gibt dann eine Antwort die ich so ähnlich an diesem Tag schon mal gehört hatte: „Diese Funktion könne man sich sicher übers Internet runterladen.“…Hm.  Ich bedankte mich höflich und ging weiter.


Modell im Wasserkostüm

Den rote Faden durchs Programm bildete das Thema „Elemente“. In jeder Vortragspause hieß es „Ich bin Wasser“ oder „Ich bin Luft“ etc. Dazu tanzte jeweils eine Gruppe in unterschiedlichen Kostümen auf der Bühne und die Haupttänzerin schritt anschließend von dort jeweils zu einem der vier Elementpodeste, auf denen man sie dann ausgiebig fotografieren konnte. Ich vertrieb mir die Zeit damit, zuzusehen, wie sich geifernde Knipser, dem Modell immer näher kommend, gegenseitig das Motiv verstellten, und dabei regelrechte Aggressionen ob der Rücksichtslosigkeit aller anderen Mitknipser entwickelten.

Ich wollte mir noch den Vortrag „Nikon 1 – Die schnellste Digitalkamera der Welt“ ansehen, doch der entpuppte sich als Verlesung eines Werbetextes durch einen Nikon-Mitarbeiter, der hoffentlich nichts mit PR oder Öffentlichkeitsarbeit zu tun hat, denn die Präsentation hatte das Flair eines mühsam vorgelesenen Schulreferats.

Zusammenfassend war es einerseits schön, mal alle Nikon-Kameras in die Hand nehmen und mit Einschränkungen ausprobieren zu können. Der Strobes-Vortrag war wirklich nett, auch wenn ich mir wenig davon mitnehmen konnte. Auf der anderen Seite war es enttäuschend, dass viele der „Berater“ zwar freundlich aber fachlich recht inkompetent waren. Der Showteil war bemüht, doch merkte man deutlich, dass das Budget, das für diesen Event zur Verfügung stand, wohl sehr begrenzt gewesen sein dürfte. Die Location war von der Lage her ok, nur sämtliche Deko, Aufbauten, und Utensilien der immerhin zwei Lagerhallen großen Räumlichkeiten passten locker in einen Lieferwagen. Es wirkte daher alles etwas kühl und vor allem leer.  Der „Nikon 1“-Vortrag schließlich musste wohl zur Lobhudelei ausarten, doch laienhaft abgelesen wirkte er keinesfalls überzeugend.
Wie auch immer. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Der Tag war sowieso verregnet. Es hat nichts gekostet, und dafür war es auf seine Art recht unterhaltsam. Es braucht sich aber wirklich keiner grämen, wenn er dieses Ereignis versäumt hat.

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