Montag, 14. November 2011

Nachbericht der Photo+Adventure


Seit einer Woche ist sie also vorbei, die größte Fotomesse Österreichs. Und das Resümee, das ich ziehen kann, ist ziemlich positiv.
Heuer wurde die Photo+Adventure erstmals in einem ungeraden Jahr veranstaltet, um nicht, wie früher, kurz nach der ebenfalls im Zweijahresrhythmus stattfindenden Photokina, im Messekalender platziert zu sein. Dies machte sie so nebenbei in diesem Jahr zur größten Fotomesse im gesamten deutschsprachigen Raum. Das klingt doch gut!

Dennoch, die Photo+Adventure ist nach wie vor eine regionale Messe. Publikum aus Deutschland oder der Schweiz zieht sie nicht an. Von der deutschen Presse wird sie praktisch nicht wahrgenommen und so verwundert es auch nicht, dass neue Produktpräsentationen ausblieben. Immerhin gab es am Canon-Stand die erst kürzlich angekündigte EOS 1D X in Form eines Vorserienmodells zu bestaunen und ausprobieren.
Die Verlegung in die ungeraden Jahre hat der Photo+Adventure hinsichtlich der Aussteller gut getan. Speziell im Fotobereich waren die führenden Hersteller alle mit ihren aktuellen Produkten vertreten. Canon, Nikon, Panasonic, Sony, Fujifilm, Olympus, Samsung, Leica, ja sogar Pentax, um die es sonst recht still geworden ist, präsentierten sich. Vermisst habe ich eigentlich nur Casio, die zwar nur im Kompaktkamera-Bereich vorhanden sind, doch gerade wegen der High-Speed-Exilims zu Sport, Adventure, und Outdoor gut gepasst hätten.

Da wie gesagt Deutsche sowieso nicht wegen der Photo+Adventure nach Wien reisen, wirkte sich das heurige Fehlen der Photokina meiner Meinung nach nicht auf die Besucherzahlen aus. Da erst 2010 die letzte Photo+Adventure stattfand, dachte ich sogar, dass heuer weniger Andrang sein würde. Doch ohne die Zahlen zu kennen, war dies zumindest am überaus gutbesuchten Samstag definitiv nicht der Fall. Der Sonntag war da schon etwas angenehmer. Summa summarum werden es wohl ähnlich viele Leute wie im letzten Jahr gewesen sein. Da keimt bei mir die Hoffnung auf, dass die Veranstalter in Erwägung ziehen, die Messe in Zukunft  jährlich aufzuziehen. Die Nachfrage ist ja offensichtlich vorhanden.


Starker Andrang am Samstag


Was mir auf der Messe beim Schlendern durch die Gänge auffiel, war die starke Präsenz der Fotoausarbeiter. Von Fotobüchern über die unterschiedlichsten Arten an Fine Prints bis zur Kaschierung und Laminierung waren deren Anbieter weit mehr vertreten, als die klassischen  Fotohändler.  Im Werben um die Aufmerksamkeit der Besucher schenkten sich die Gruppen übrigens nichts. Während ein Händler Rabattgutscheine von einem Stelzengeher verteilen ließ, machte Österreichs größtes Fotogroßlabor mit einem bodygepainteten Model in einem Hauch von Nichts, das permanent durch die Halle stolzierte, auf sich aufmerksam.  Letzteres erregte meiner Meinung nach mehr Aufsehen, und die ihm nachhechelnde Meute schwitzender Knipser sah es wohl genauso.

Die Photo+Adventure hat zwei Besonderheiten. Erstens ist sie ja nicht nur eine Messe für Fotografie. Sie ist auch eine für Erlebnisreisen. Die Aussteller zu dieser Thematik erweckten allerdings nicht nur bei mir, sondern auch bei der Mehrheit der anderen Besucher weit weniger Interesse als die fotospezifischen.  Zweite Besonderheit ist das umfassende Rahmenangebot an (kostenpflichtigen) Workshops und (kostenlosen) Vorträgen.

Workshops habe ich keine besucht, daher kann ich dazu nicht sagen. Das angebotene Programm schien aber recht interessant. Im Laufe der zwei Tage führte ich mir 3 Vorträge zu Gemüte. Der Grundlagenvortrag zum Thema Bildkomposition aus der Reihe „Foto ABC“ war entsprechend einfach gehalten und sein Inhalt lässt sich auf die Message „Es muss nicht immer alles auf dem Bild drauf sein“ reduzieren. Die Siegerehrung zum Wettbewerb „Summer in the City“ von image:vienna war im Gegensatz zu fast allen Vorträgen äußerst mau besucht, was - ein wenig irritierend - den Moderator nicht davon abhielt sich über „das enorme Interesse“ begeistert zu zeigen. Die Gewinnerbilder selbst waren hübsch anzusehen, blieben aber hinter meinen Erwartungen zurück.


Das Congress Center am Sonntag


Was mich wirklich enttäuscht hat, war der „Fachvortrag“ von Eric Berger mit dem Titel „Digitale Reisefotografie – vom Erinnerungsfoto zum Ausstellungsbild“. Die Vorträge hatten eine Einheitslänge von 30 Minuten. Leider wurde verabsäumt einzukalkulieren, dass es in einem Saal mit einigen hundert Sitzplätzen doch etwas Zeit braucht, bis die Zuhörer der vorangegangenen Veranstaltung gegangen sind und die neuen alle ihre Plätze eingenommen haben. Zusammen mit dem Hang der Vortragenden zu überziehen begann der Vortrag schon einmal mit 20minütiger Verspätung. Beinhart wurden dennoch erstmal die Werbevideos abgespielt. Dann sparte man sich auch nicht den Trailer zur Messe selbst. Bis schließlich Berger auftrat um zu verkünden, dass er nun knappe 7 Minuten referieren wird. Und dafür wartete ich nun über eine halbe Stunde in der Schlange vor dem Saaleingang. Das mussten jetzt aber gute 7 Minuten werden.

Berger begann damit über sich selbst zu erzählen. Zertifizierter Adobe Instructor sei er. Schön. Er benutze eine Nikon D700, unterwegs fotografiere er jedoch „zumeist mit meiner Olympus PEN und meiner Nikon 1.“ Im Wissen wie lange die Nikon 1 erst am Markt ist relativierte sich für mich dieses „zumeist“ etwas, und mich beschlich das Gefühl, hier werde jemand gesponsert. Im Schnelldurchlauf übersprang Berger etliche Folien seiner Präsentation, da dafür keine Zeit wäre um schließlich da weiterzumachen, wo es um Lightroom und Photoshop ging. Überfliegend berichtete er: Lightroom könne das und jenes. Im Photoshop gäbe es dieses Werkzeug, welches das und das könne. Lightroom sei phantastisch, Photoshop ebenso.

Gemessen am Titel war der Vortrag eine veritable Themenverfehlung. Eigen- und Adobe-Werbung trifft es eher. Dieser tatsächliche Inhalt war für mich entbehrlich und keinesfalls die Wartezeit wert. Schade.
Später stolperte ich übrigens noch über einen Stand der unter anderem das Magazin „FOTOCULT“ vorstellte. Eine dreimal jährlich erscheinende, österreichische Fotozeitschrift. Nachfolgerin von „f8“. Und jetzt raten Sie mal, wer dahinter steckt? Richtig, Eric Berger. Anfangs interessiert, hatte ich recht bald den Eindruck, dass es sich auch bei diesem Heft zu einem Gutteil um Eigenwerbung handelt. Das ausführliche Portfolio widmet sich einer Fotografin, die zufälligerweise gleichzeitig auch die Redakteurin ist. Mich wundert, dass ihr das Deckmäntelchen des Journalismus nicht peinlich ist.

Wirklich begeistert war ich hingegen von den ausstellenden Verlagen. Der Galileo-Verlag ist zweifellos hervorragend, auch wenn der Schwerpunkt auf Software und Büchern zu einzelnen Kameramodellen liegt, womit man wenig anfangen kann, sofern man das entsprechende Programm bzw. die Kamera nicht besitzt.
Der mitp-Verlag hatte eine feine Selektion an Fachliteratur mitgebracht, und idealerweise auch gleich die Lektorin, die naturgemäß sämtliche Bände in- und auswendig kennt.
Es ist schon schwer, eine Buchhandlung zu finden, die eine größere Auswahl an Fotoliteratur besitzt. Es ist noch schwerer, eine kompetente Beratung dazu zu erhalten. Aber eine derart fundierte und umfassende Auskunft wie von dieser Lektorin habe ich noch nie erlebt. Allein ihre Infos und Tipps waren den Besuch der Photo+Adventure schon allemal wert.


Fantastische Bilder von Rainer Mirau im Obergeschoß


Leider war der Eintritt mit 13 Euro nicht gerade gering bemessen, doch bekam man ja auch allerhand geboten. Vorträge, Fachberatung, Seminare, und zahlreiche Produkte zum ausprobieren. Kindern gibt das alles kaum etwas, und doch wurden auch für unter 8 Jährige noch etliche Euro verlangt. Familien sind anscheinend keine Zielgruppe.

Beim Verlassen der Messe wünschte eine Durchsage ein Wiedersehen auf der nächsten Photo+Adventure 2013. Klar, die nächste ist ja in zwei Jahren. Umso verwunderlicher, dass sich nach dem Ausgang das Plakat auf einem Klappständer mit „bis zum nächsten Jahr auf der Photo+Adventure 2011“ verabschiedete. Wurde nun doch schon nächstes Jahr eine Wiederauflage angedacht? Aber 2011 müsste in jedem Fall ein Druckfehler sein.

Nach einiger Zeit dämmerte mir, dass es Sinn ergab, sollte da einfach der Vorjahresständer nochmals verwendet worden sein. Meine Gedanken schwebten aber weiterhin um eine jährliche Messe. Man munkelt ja etwas von Salzburg, als abwechselndem Standort. Der Adventure-Part hätte dort das Angebot direkt vor der Haustüre, und für Westösterreich wäre das Konzept toll, für die Aussteller jedoch nicht. Mit IFA, Futura, Photokina und der möglichen Photo+Adventure wären sie im herbstlichen Dauereinsatz. Unwahrscheinlich, dass sich die großen Kaliber und erst recht die kleinen alle Auftritte leisten wollen und können. Da muss man kein großer Prophet sein um zu erraten, auf welche Messepräsenz(en) sie am ehesten verzichten würden.

Wie auch immer, ich freue mich jetzt einmal auf die nächste Photo+Adventure in zwei Jahren in Wien, und bin sicher, dass sie dann schon in einer der großen Messehallen und nicht mehr im Congress Center Platz finden wird können. 

Sonntag, 16. Oktober 2011

Ausstellung: Der weibliche Blick - Part 2

Am Freitag, den 28. Oktober, findet die Eröffnung von „A female View - Part 2“ im Foto-Raum statt. Fragen Sie sich jetzt: “Was bitte ist der Foto-Raum?”
Das ist eine noch ziemlich neue Location für Foto-Kunst in Wien. In der Theresiengasse 25, der ersten Parallelstraße zum Währinger Gürtel stadtauswärts, in etwa auf der Höhe des Eissalons Zanoni, werden seit Ende April wechselnde Ausstellungen gezeigt. 

Foto-Raum-Logo

Nach Giovanni Castells Blumen und Boxen, sowie „A Female View – Part 1“ ist nun also "A Female View - Part 2“ an der Reihe. Das besondere an all den Darbietungen: Die Initiatorin und Kunstsammlerin Andra Spallert, u.a. bekannt durch „Sputnik“ im Leopold Museum, steuert ihre jeweils passenden eigenen Exponate bei, mit denen sie gekonnt Bögen zu den aktuellen Schauthemen spannt. Da Spallert oft selbst anzutreffen ist, erhält man Informationen, Erklärungen und Interpretationen aus erster Hand und deshalb macht meiner Meinung nach diese persönliche Note den Foto-Raum zu etwas Besonderem. 

Bei Kunstsammlern denkt man zumeist an reiche Unternehmer, die sich ein Hobby suchen um ihre Millionen zu investieren. Frau Spallert ist anders. Als Durchschnittsbürgerin, im positiven Sinne, hat sie zwar keine Unsummen in ihre - dafür beachtliche - Sammlung gesteckt,  dafür viel Zeit investiert und so eine qualitativ anspruchsvolle Auswahl zusammengetragen. Ihrem Werdegang entsprechend blieb sie natürlich und erklärt Besuchern gerne und auf verständliche Weise die Hintergründe und Details zu den Exponaten. Wo sonst findet man noch eine derartige Betreuung vom Chef persönlich?


Werk aus "Der weibliche Blick - Part 1" (Copyright Marina Abramovic)


Die bisherigen Ausstellungen im Foto-Raum waren durchaus ansprechend. Giovanni Castells Schau beeindruckte sehr. „Der weibliche Blick Part 1“ hingegen war vom Thema gut angelegt, doch die Kuratorin Anja Manfredi hat es nicht geschafft einen roten Faden zu finden. So war es eher eine, wenn auch interessante, lose Zusammenstellung verschiedener Werke, deren willkürliche Auswahl, zumindest mir, Rätsel aufgab. Die Schaustücke hatten keineswegs nur weibliche Protagonisten zum Inhalt. Also, dachte ich, werden wohl die Künstler dahinter „den weiblichen Blick“ gehabt haben, doch zu einem Gutteil waren das ebenfalls Männer. Der Grund für die Titulierung hat sich mir folglich nicht erschlossen. Das finde ich Schade, denn aus dem Thema hätte man weit mehr machen können. 


    Vorschau auf "Der weibliche Blick - Part 2" (Copyright Aino Kannisto)


Umso mehr freue ich mich auf den nun kommenden „Part 2“. Dieser wird von Timothy Persons kuratiert, seines Zeichens eine Koriphäe der Helsinki School, die einen besonderen Zugang zur Fotografie lehrt. Nun will ich keine hochgesteckten Erwartungen wecken, dennoch bin ich mir sicher, dass der zweite Anlauf zum „Weiblichen Blick“ das hält, was schon der erste Teil versprochen hat.

Daher freue ich mich auf die Eröffnung, und kann nur empfehlen ebenfalls vorbeizuschauen. Wer es nicht zur Eröffnung schafft, kann ja auch später noch die Ausstellung besichtigen. Investieren muss man nur seine Zeit, denn der Eintritt in den Foto-Raum ist immer und  grundsätzlich frei.

Wo: Foto-Raum, Theresiengasse 25-27, 1180 Wien, Österreich
Wann: 28. Oktober 2011 19h Eröffnung; danach 29. Oktober 2011 – 7. Jänner 2012 jeweils Mo, Mi, Fr 10-13h und Do 13-18h sowie nach Vereinbarung!
Eintritt: frei
   

Ausstellung: Faces of Ethiopia

Im Fotomuseum Westlicht findet derzeit eine Ausstellung mit dem Titel „Faces of Ethiopia“ statt. Gezeigt werden Bilder der vier Top-Fotografen Inge Prader, Peter Rigaud, Matthias Ziegler und Ricardo Herrgott. Ihre Aufnahmen zeichnen allesamt persönliche Begegnungen mit Menschen in Äthiopien.


(Copyright Peter Rigaud) 

Alle Beteiligten von Fotografen, Organisatoren bis hin zum Westlicht selbst verzichten auf jegliche Einnahmen zugunsten der Aktion „Menschen für Menschen“. In diesem Sinne ist auch der Eintritt zu dieser Ausstellung frei. Spenden sind aber natürlich gerne gesehen, und sollte ein Bild besonders gut gefallen kann man es auch käuflich erwerben. Der Betrag wird selbstverständlich ebenfalls in die Spendenkasse eingezahlt. Die Auflage ist mit jeweils 5 Stück limitiert. Die Preise dafür beginnen bei 300€. Begleitend zur Ausstellung gibt es auch einen Bildband um knappe 50€ der auf nicht ganz hundert Seiten die mehr als 60 Fotos der Ausstellung zeigt.


 (Copyright Ricardo Herrgott) 

Für all jene, die nicht beabsichtigen größere Investitionen zu tätigen, ist die Gelegenheit günstig sich einmal das Westlicht anzusehen. Neben den wechselnden Fotoausstellungen gibt es auch die dauerhafte und sehenswerte Sammlung antiquarischer Kameras zu bestaunen. Und dafür, dass man sonst Eintritt bezahlen müsste, bekommt man diesmal gegen eine Spende für eine wirklich gute Sache doch allerhand geboten.
Meiner Meinung nach kommen die Äthiopienbilder zwar nicht ganz an das Niveau früherer Ausstellungen heran, auch wenn die Fotografen unbestritten Meister ihres Faches sein mögen, doch liegt das einerseits an der hohen Latte die die vorangegangenen Ausstellungen gelegt haben, und andererseits an der Präsentation. Diesmal hängen die bloßen Drucke an der Wand anstatt hinter Glas oder gerahmt zu sein. Außerdem ist es letzten Endes auch immer eine persönliche Geschmacksfrage. 

Objektiv gesehen ist die Ausstellung allemal einen Besuch wert, und wenn man damit noch helfen kann, umso besser!

Wann: 14. Oktober 2011 – 23.Oktober 2011
Wo: Fotomuseum Westlicht, Westbahnstraße 40, 1070 Wien, Österreich
Eintritt: frei (Spende erwünscht)

Samstag, 15. Oktober 2011

Nikon Days of Photography 2011

Vergangenen Samstag machten die „Nikon Days of Photography 2011“ in Wien Station. Trotz regnerischem Wetter kamen etliche Neugierige ins EMS Depot im dritten Bezirk, um sich die aktuelle Produktpalette an Nikon-Kameras anzusehen. 
Besonders bei der neuen Nikon 1 gab man sich Mühe, sie gut zu präsentieren. Ganz gelungen ist dies meiner Meinung nach nicht.  Zwar gab es genügend Exemplare, doch dazu, Speicherkarten einzusetzen, reichte es offenbar nicht mehr, wodurch die Promotoren hauptsächlich damit beschäftigt waren bei diversen Kameras ständig den internen Speicher wieder frei zu bekommen, sofern die Modelle überhaupt über einen verfügten.
Vielleicht war es den „Beratern“ auch ganz recht, denn auf diese Weise mussten sie nicht ständig Fragen beantworten, mit denen sie zu einem Gutteil überfordert waren.

Das hat mich eigentlich am meisten gestört. Sobald man zu einer Kamera griff, kam schon die Frage "Kann ich helfen?" und nach kurzem Gespräch stellte sich heraus, die Betreuer wollen zwar helfen, konnten es aber tatsächlich nicht. Schnell hörte man heraus, worauf sie gebrieft wurden. Außer mit Schlagwörtern jede Kamera schön zu reden, hatten sie von Fotografie keine Ahnung, was ich mir ehrlich gesagt bei einem reinen Fotografie-Event schon erwarte. Es ist ja nicht so, dass bei dieser Veranstaltung Gelegenheitsknipser auftauchen, denen man erklären muss, was ein Autofokus ist. Dies war jedoch schon eine der anspruchsvollsten Auskünfte, die die meisten der "Berater" geben konnten.


 Spartanische Kulisse im EMS Depot


Zum Beispiel fragte ich, wie man bei der Nikon 1 eine Belichtungsreihe einstellt. Die erste Beraterin weiß nicht was eine Belichtungsreihe ist. Sie fragt die zweite. Die weiß es zwar auch nicht, dafür weiß sie wen sie fragen muss. Am anderen Pult steht einer, der sich "ursuper" auskennt, und tatsächlich: Er weiß was eine Belichtungsreihe ist. Nur bei der Nikon 1, hm, da könne er sie nicht einstellen. Freundlicherweise spielt er sich aber minutenlang mit den Menüs herum, um dann doch noch einen vierten Experten hinzuzuziehen. Dieser schließlich kann mir die Frage sofort beantworten: “Belichtungsreihe gibts bei der Nikon 1 keine.“ Punkt.
 Ich merke an, dass das für eine "Fortschrittliche Wechselobjektivkamera", wie sie präsentiert wird, doch recht schwach sei. "Immerhin", vertröstete er mich, "könnte es sein, dass mit einem späteren Upgrade übers Internet diese Funktion womöglich in Zukunft zur Verfügung stehen wird". 
Zwischenzeitlich erklärt die junge Dame an die ich mich als erstes gewandt hatte, einer Besucherin, dass die Nikon 1 die ideale Zweitkamera für Spiegelreflexbesitzer wäre, die etwas Kompaktes suchen. 
Dass ich diesen Rat für eine Fehlinformation halte, hab ich allerdings für mich behalten und es vorgezogen mir einen der vier Vorträge an diesem Nachmittag zu Gemüte zu führen.

David Tejada mit dem Thema „Small Strobes – Big Results“

Ich hab mir wohl etwas Falsches erhofft. Dachte ich doch, der Fotograf gäbe Tipps, wie man mit kleinem Beleuchtungsequipment tolle Fotos schießt. Es war dann eher eine zügig vorgetragene Slideshow, mit der regelmäßigen Feststellung, dass man tolle Ergebnisse erzielt. Dennoch recht beeindruckt, ging ich nach Ende des Vortrages zurück in die Schauhalle.

An einem Tisch werden die Einsteiger-SLRs anhand von kleinen Tafeln mit jeweils drei Features charakterisiert. Bei einer steht als Punkt fettgedruckt HDR. Ich schau sie mir genauer an, finde aber partout nicht den HDR-Modus oder –effekt. Was tut man da also?
Ich frage eine freundliche Promotorin, die mich ohnehin schon gefragt hat, mit welcher Kamera ich fotografiere. (Die Antwort sagte ihr offensichtlich nichts) Sie sieht sich die Kamera rundum an, und gibt dann eine Antwort die ich so ähnlich an diesem Tag schon mal gehört hatte: „Diese Funktion könne man sich sicher übers Internet runterladen.“…Hm.  Ich bedankte mich höflich und ging weiter.


Modell im Wasserkostüm

Den rote Faden durchs Programm bildete das Thema „Elemente“. In jeder Vortragspause hieß es „Ich bin Wasser“ oder „Ich bin Luft“ etc. Dazu tanzte jeweils eine Gruppe in unterschiedlichen Kostümen auf der Bühne und die Haupttänzerin schritt anschließend von dort jeweils zu einem der vier Elementpodeste, auf denen man sie dann ausgiebig fotografieren konnte. Ich vertrieb mir die Zeit damit, zuzusehen, wie sich geifernde Knipser, dem Modell immer näher kommend, gegenseitig das Motiv verstellten, und dabei regelrechte Aggressionen ob der Rücksichtslosigkeit aller anderen Mitknipser entwickelten.

Ich wollte mir noch den Vortrag „Nikon 1 – Die schnellste Digitalkamera der Welt“ ansehen, doch der entpuppte sich als Verlesung eines Werbetextes durch einen Nikon-Mitarbeiter, der hoffentlich nichts mit PR oder Öffentlichkeitsarbeit zu tun hat, denn die Präsentation hatte das Flair eines mühsam vorgelesenen Schulreferats.

Zusammenfassend war es einerseits schön, mal alle Nikon-Kameras in die Hand nehmen und mit Einschränkungen ausprobieren zu können. Der Strobes-Vortrag war wirklich nett, auch wenn ich mir wenig davon mitnehmen konnte. Auf der anderen Seite war es enttäuschend, dass viele der „Berater“ zwar freundlich aber fachlich recht inkompetent waren. Der Showteil war bemüht, doch merkte man deutlich, dass das Budget, das für diesen Event zur Verfügung stand, wohl sehr begrenzt gewesen sein dürfte. Die Location war von der Lage her ok, nur sämtliche Deko, Aufbauten, und Utensilien der immerhin zwei Lagerhallen großen Räumlichkeiten passten locker in einen Lieferwagen. Es wirkte daher alles etwas kühl und vor allem leer.  Der „Nikon 1“-Vortrag schließlich musste wohl zur Lobhudelei ausarten, doch laienhaft abgelesen wirkte er keinesfalls überzeugend.
Wie auch immer. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Der Tag war sowieso verregnet. Es hat nichts gekostet, und dafür war es auf seine Art recht unterhaltsam. Es braucht sich aber wirklich keiner grämen, wenn er dieses Ereignis versäumt hat.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Start von foto.blog.austria

Der foto.blog.austria befasst sich mit Themen rund um die Welt der Fotografie aus österreichischem Blickwinkel.
Entwicklungen, Veranstaltungen, Tipps und Gedanken sollen hier den Platz finden, den sie anderswo nicht erhalten.

Viel Spaß beim Lesen!