Seit einer Woche ist sie also vorbei, die größte Fotomesse Österreichs. Und das Resümee, das ich ziehen kann, ist ziemlich positiv.
Heuer wurde die Photo+Adventure erstmals in einem ungeraden Jahr veranstaltet, um nicht, wie früher, kurz nach der ebenfalls im Zweijahresrhythmus stattfindenden Photokina, im Messekalender platziert zu sein. Dies machte sie so nebenbei in diesem Jahr zur größten Fotomesse im gesamten deutschsprachigen Raum. Das klingt doch gut!
Dennoch, die Photo+Adventure ist nach wie vor eine regionale Messe. Publikum aus Deutschland oder der Schweiz zieht sie nicht an. Von der deutschen Presse wird sie praktisch nicht wahrgenommen und so verwundert es auch nicht, dass neue Produktpräsentationen ausblieben. Immerhin gab es am Canon-Stand die erst kürzlich angekündigte EOS 1D X in Form eines Vorserienmodells zu bestaunen und ausprobieren.
Die Verlegung in die ungeraden Jahre hat der Photo+Adventure hinsichtlich der Aussteller gut getan. Speziell im Fotobereich waren die führenden Hersteller alle mit ihren aktuellen Produkten vertreten. Canon, Nikon, Panasonic, Sony, Fujifilm, Olympus, Samsung, Leica, ja sogar Pentax, um die es sonst recht still geworden ist, präsentierten sich. Vermisst habe ich eigentlich nur Casio, die zwar nur im Kompaktkamera-Bereich vorhanden sind, doch gerade wegen der High-Speed-Exilims zu Sport, Adventure, und Outdoor gut gepasst hätten.
Da wie gesagt Deutsche sowieso nicht wegen der Photo+Adventure nach Wien reisen, wirkte sich das heurige Fehlen der Photokina meiner Meinung nach nicht auf die Besucherzahlen aus. Da erst 2010 die letzte Photo+Adventure stattfand, dachte ich sogar, dass heuer weniger Andrang sein würde. Doch ohne die Zahlen zu kennen, war dies zumindest am überaus gutbesuchten Samstag definitiv nicht der Fall. Der Sonntag war da schon etwas angenehmer. Summa summarum werden es wohl ähnlich viele Leute wie im letzten Jahr gewesen sein. Da keimt bei mir die Hoffnung auf, dass die Veranstalter in Erwägung ziehen, die Messe in Zukunft jährlich aufzuziehen. Die Nachfrage ist ja offensichtlich vorhanden.
Starker Andrang am Samstag |
Was mir auf der Messe beim Schlendern durch die Gänge auffiel, war die starke Präsenz der Fotoausarbeiter. Von Fotobüchern über die unterschiedlichsten Arten an Fine Prints bis zur Kaschierung und Laminierung waren deren Anbieter weit mehr vertreten, als die klassischen Fotohändler. Im Werben um die Aufmerksamkeit der Besucher schenkten sich die Gruppen übrigens nichts. Während ein Händler Rabattgutscheine von einem Stelzengeher verteilen ließ, machte Österreichs größtes Fotogroßlabor mit einem bodygepainteten Model in einem Hauch von Nichts, das permanent durch die Halle stolzierte, auf sich aufmerksam. Letzteres erregte meiner Meinung nach mehr Aufsehen, und die ihm nachhechelnde Meute schwitzender Knipser sah es wohl genauso.
Die Photo+Adventure hat zwei Besonderheiten. Erstens ist sie ja nicht nur eine Messe für Fotografie. Sie ist auch eine für Erlebnisreisen. Die Aussteller zu dieser Thematik erweckten allerdings nicht nur bei mir, sondern auch bei der Mehrheit der anderen Besucher weit weniger Interesse als die fotospezifischen. Zweite Besonderheit ist das umfassende Rahmenangebot an (kostenpflichtigen) Workshops und (kostenlosen) Vorträgen.
Workshops habe ich keine besucht, daher kann ich dazu nicht sagen. Das angebotene Programm schien aber recht interessant. Im Laufe der zwei Tage führte ich mir 3 Vorträge zu Gemüte. Der Grundlagenvortrag zum Thema Bildkomposition aus der Reihe „Foto ABC“ war entsprechend einfach gehalten und sein Inhalt lässt sich auf die Message „Es muss nicht immer alles auf dem Bild drauf sein“ reduzieren. Die Siegerehrung zum Wettbewerb „Summer in the City“ von image:vienna war im Gegensatz zu fast allen Vorträgen äußerst mau besucht, was - ein wenig irritierend - den Moderator nicht davon abhielt sich über „das enorme Interesse“ begeistert zu zeigen. Die Gewinnerbilder selbst waren hübsch anzusehen, blieben aber hinter meinen Erwartungen zurück.
Das Congress Center am Sonntag |
Was mich wirklich enttäuscht hat, war der „Fachvortrag“ von Eric Berger mit dem Titel „Digitale Reisefotografie – vom Erinnerungsfoto zum Ausstellungsbild“. Die Vorträge hatten eine Einheitslänge von 30 Minuten. Leider wurde verabsäumt einzukalkulieren, dass es in einem Saal mit einigen hundert Sitzplätzen doch etwas Zeit braucht, bis die Zuhörer der vorangegangenen Veranstaltung gegangen sind und die neuen alle ihre Plätze eingenommen haben. Zusammen mit dem Hang der Vortragenden zu überziehen begann der Vortrag schon einmal mit 20minütiger Verspätung. Beinhart wurden dennoch erstmal die Werbevideos abgespielt. Dann sparte man sich auch nicht den Trailer zur Messe selbst. Bis schließlich Berger auftrat um zu verkünden, dass er nun knappe 7 Minuten referieren wird. Und dafür wartete ich nun über eine halbe Stunde in der Schlange vor dem Saaleingang. Das mussten jetzt aber gute 7 Minuten werden.
Berger begann damit über sich selbst zu erzählen. Zertifizierter Adobe Instructor sei er. Schön. Er benutze eine Nikon D700, unterwegs fotografiere er jedoch „zumeist mit meiner Olympus PEN und meiner Nikon 1.“ Im Wissen wie lange die Nikon 1 erst am Markt ist relativierte sich für mich dieses „zumeist“ etwas, und mich beschlich das Gefühl, hier werde jemand gesponsert. Im Schnelldurchlauf übersprang Berger etliche Folien seiner Präsentation, da dafür keine Zeit wäre um schließlich da weiterzumachen, wo es um Lightroom und Photoshop ging. Überfliegend berichtete er: Lightroom könne das und jenes. Im Photoshop gäbe es dieses Werkzeug, welches das und das könne. Lightroom sei phantastisch, Photoshop ebenso.
Gemessen am Titel war der Vortrag eine veritable Themenverfehlung. Eigen- und Adobe-Werbung trifft es eher. Dieser tatsächliche Inhalt war für mich entbehrlich und keinesfalls die Wartezeit wert. Schade.
Später stolperte ich übrigens noch über einen Stand der unter anderem das Magazin „FOTOCULT“ vorstellte. Eine dreimal jährlich erscheinende, österreichische Fotozeitschrift. Nachfolgerin von „f8“. Und jetzt raten Sie mal, wer dahinter steckt? Richtig, Eric Berger. Anfangs interessiert, hatte ich recht bald den Eindruck, dass es sich auch bei diesem Heft zu einem Gutteil um Eigenwerbung handelt. Das ausführliche Portfolio widmet sich einer Fotografin, die zufälligerweise gleichzeitig auch die Redakteurin ist. Mich wundert, dass ihr das Deckmäntelchen des Journalismus nicht peinlich ist.
Wirklich begeistert war ich hingegen von den ausstellenden Verlagen. Der Galileo-Verlag ist zweifellos hervorragend, auch wenn der Schwerpunkt auf Software und Büchern zu einzelnen Kameramodellen liegt, womit man wenig anfangen kann, sofern man das entsprechende Programm bzw. die Kamera nicht besitzt.
Der mitp-Verlag hatte eine feine Selektion an Fachliteratur mitgebracht, und idealerweise auch gleich die Lektorin, die naturgemäß sämtliche Bände in- und auswendig kennt.
Es ist schon schwer, eine Buchhandlung zu finden, die eine größere Auswahl an Fotoliteratur besitzt. Es ist noch schwerer, eine kompetente Beratung dazu zu erhalten. Aber eine derart fundierte und umfassende Auskunft wie von dieser Lektorin habe ich noch nie erlebt. Allein ihre Infos und Tipps waren den Besuch der Photo+Adventure schon allemal wert.
Fantastische Bilder von Rainer Mirau im Obergeschoß |
Leider war der Eintritt mit 13 Euro nicht gerade gering bemessen, doch bekam man ja auch allerhand geboten. Vorträge, Fachberatung, Seminare, und zahlreiche Produkte zum ausprobieren. Kindern gibt das alles kaum etwas, und doch wurden auch für unter 8 Jährige noch etliche Euro verlangt. Familien sind anscheinend keine Zielgruppe.
Beim Verlassen der Messe wünschte eine Durchsage ein Wiedersehen auf der nächsten Photo+Adventure 2013. Klar, die nächste ist ja in zwei Jahren. Umso verwunderlicher, dass sich nach dem Ausgang das Plakat auf einem Klappständer mit „bis zum nächsten Jahr auf der Photo+Adventure 2011“ verabschiedete. Wurde nun doch schon nächstes Jahr eine Wiederauflage angedacht? Aber 2011 müsste in jedem Fall ein Druckfehler sein.
Nach einiger Zeit dämmerte mir, dass es Sinn ergab, sollte da einfach der Vorjahresständer nochmals verwendet worden sein. Meine Gedanken schwebten aber weiterhin um eine jährliche Messe. Man munkelt ja etwas von Salzburg, als abwechselndem Standort. Der Adventure-Part hätte dort das Angebot direkt vor der Haustüre, und für Westösterreich wäre das Konzept toll, für die Aussteller jedoch nicht. Mit IFA, Futura, Photokina und der möglichen Photo+Adventure wären sie im herbstlichen Dauereinsatz. Unwahrscheinlich, dass sich die großen Kaliber und erst recht die kleinen alle Auftritte leisten wollen und können. Da muss man kein großer Prophet sein um zu erraten, auf welche Messepräsenz(en) sie am ehesten verzichten würden.
Wie auch immer, ich freue mich jetzt einmal auf die nächste Photo+Adventure in zwei Jahren in Wien, und bin sicher, dass sie dann schon in einer der großen Messehallen und nicht mehr im Congress Center Platz finden wird können.